Otto Nicolai, der Gründer der Wiener Philharmoniker, schrieb seine Messe in D-Dur im August 1832 während eines Besuchs bei seinem Vater in Posen. Sie kam bei der Einweihungsfeier des dortigen Domes zur Erstaufführung.
12 Jahre später, im Jahr 1844, überarbeitete Nicolai in Wien die Messe grundlegend. In der neuen Fassung erklang sie hier erstmals am 27. April 1845 in der Hopfburgkapelle, und Nicolai erhielt dafür ein Honorar von 100 Gulden. Weitere Aufführung folgten, eine davon im Raaber Dom am 9. Juli 1847, dem 37. Geburtstag des Komponisten.
Da Nicolai keinen Verleger für seine Messe fand, blieb sie bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt.
Die von uns aufgeführte Fassung basiert auf vergleichenden Studien zur Posener Urfassung und der überarbeiteten Salzburger Fassung.
Nicolais Jugend war geprägt vom schwierigen Verhältnis zu seinem Vater, der ihn misshandelte und gewissenlos ausnützte. Dennoch schrieb er ihm liebevolle Briefe und erlebte die Zeit des Wiedersehens in Posen nach Jahren der Trennung und des Streits als glücklich. Diese widersprüchlichen Empfindungen finden musikalisch Eingang in seine Messe.
In die spätere Fassung wirken dann seine Erfahrungen während des Aufenthaltes in Rom hinein, wo ihn die Kirchenmusik in der Sixtinischen Kapelle fasziniert und prägt. Seinem Vater schreibt er dazu: “Ich komponiere jetzt eine Messe mit Benützung jener Posener Jünglingsgedanken, die nicht zu verwerfen (sind), aber mir jetzt wie ungesalzener Teig vorkommen.”