Messa di Gloria

Giacomo Puccini (1858-1924) finalisierte seine „Messa di Gloria“ 22-jährig im Jahr 1880 als Abschlussarbeit seiner Studien in Lucca; die Uraufführung fand eben dort am 12. Juni 1880 statt und wurde sehr gut aufgenommen.

Dennoch hielt es den jungen Komponisten nicht in seiner Heimatstadt: Mit dem Wunsch, seinem großen Vorbild Richard Wagner als Opernkomponist nach zu eifern, zog er für weitere Studien nach Mailand.

Die Messe – neben seinen späteren Opern sein umfangreichstes Werk überhaupt – wurde zu Puccinis Lebzeiten nicht mehr aufgeführt und erlebte erst nach ihrer zweiten Aufführung 72 später in Chicago eine Rennaissance.

Dass die Messe nicht im musikalischen Gedächtnis der Konzertbesucher verankert war, hatte für Puccini einen Vorteil, den er ausnutzte: Niemand unter den Opern-Besuchern konnte (wieder-) erkennen, dass er das Kyrie der Messe im ersten Satz von „Edgar“ übernahm bzw. das Agnus Dei im 2. Akt von „Manon Lescaut“!

Die Wiederaufführung in Chicago initiierte der Priester Dante del Fiorentino, der als großer Verehrer Puccinis diesen persönlich kannte und Werk-Handschriften und hunderte Briefe des Komponisten sammelte. Er erwarb nach Puccinis Tod eine Handschrift der „Messa di Gloria“, die er für das Original hielt und durch den Verlag Mills Music veröffentlichen ließ.

Die originale Handschrift befand sich aber im Besitz von Puccinis Erben, die gegen Fiorentino und den Verlag prozessierten, am Ende mit dem Kompromiss, dass die Rechte an dem Werk zwischen Mills Music und Puccinis Exklusiv-Verlag Ricordi geteilt wurden, und dass der Vertrieb des Werkes gemeinsam geschah.

Nachdem anfangs das Notenmaterial der Abschrift im Besitz von Dante del Fiorentino für Aufführungen verwendet wurde, führte ein Vergleich mit der Partitur der Puccini-Erben bereits zu Änderungen im Klavierauszug. Erst in jüngster Zeit wechselte die Praxis zur Verwendung von Notenmaterrial, das auf der originalen Partitur beruht. Auch Bearbeitungen Puccinis in späteren Jahren, als er kurz vor dem Durchbruch als Opernkomponist stand, fließen in heutige Aufführungen ein.

Die Messe lässt bereits Puccinis Genie der großen Arien und Opernchöre erahnen. Es mögen Sequenzen wie das vom Chor gesungene „Qui Tollis“ und „Et Vitam venturi saeculi“ und natürlich die Soli von Tenor und Bass anfangs erstaunen, sie verfehlen jedoch ihre mitreißende Wirkung keinesfalls.