Wolfgang Amadeus Mozart
Man hat bisher 1777 als das Entstehungsjahr von Mozarts Loretomesse betrachtet. Diese Meinung beruht hauptsächlich auf einem Brief des Vaters Leopold Mozart, an seinen auf Reisen befindlichen Sohn, in dem er über eine Aufführung der Messe im Dezember 1777 berichtet. Dies wäre aber unüblich für Mozart, da er normalerweise bei einer Erstauffuehrung seiner Werke dabei war. Weiters kann man sehen, dass Mozarts Schaffen im Jahre 1777 nicht so üppig ausfiel wie in den Jahren zuvor, hauptsächlich weil es ihn drängte, von Salzburg weg zu kommen und dem Dienst des Erzbischofs zu entfliehen. Im übrigen weiß man, dass Mozart für gewöhnlich eine Kirchensonate zu seinen Messen schrieb, die immer in derselben Tonart stand wie die Messe. – Es gibt zwei Kirchensonaten in B-Dur: KV 68 aus dem Jahr 1772 und KV 212 aus dem Jahr 1775. Es ist anzunehmen, dass eine oder beide Sonaten für diese Messe bestimmt war(en) und somit ihre Entstehung wohl hier einzuordnen ist.
Die Messe als solche folgt den Richtlinien des Erzbischofs, der für eine gesamte Messe inkl. Graduale und Offertorium nicht mehr als 45 Minuten erlaubte. Der musikalische Stil ist jugendlich beschwingt mit einer wunderbaren Sopranarie zu Beginn des Benedictus. Eben diese Leichtigkeit führte im 19. Jhdt. mehrfach zu Kritik, dass das Werk nicht der Ernsthaftigkeit der Glaubensbotschaft Rechnung trage.
Mozart war von Salzburgs Erzbischof Coloredo dazu angehalten worden, seinen musikalischen Beitrag zur Messe möglichst knapp zu gestalten, was dazu führte, dass er im sogenannten Polytexturverfahren beispielsweise im Kyrie die Worte „Christe eleison“ nicht separat auskomponierte, sondern zugleich mit „Kyrie eleison“ erklingen ließ.
Das schnelle Gloria wirkt sehr feierlich, enthält -der Forderung nach einem kurzen Werk gehorchend- so gut wie keine Textwiederholungen.
Im Credo erlaubte sich Mozart neben einem durchgehend geschwinden Tempo nur wenige langsame Sequenzen, wie etwa beim „et incarnatus est“ und „Crucifixus“.
Sanctus – mit einem recht kurz ausgeführeten ruhigen Fugato- und Benedictus – für Solosopran- schließen beide mit dem lebendigen „Hosanna in excelsis“.
Das „Agnus Dei“ bildet den längsten Satz dieser Messe. Sein dramatischer Beginn mit einer Art Aufschrei des Chores, Oktavsprung im Sopran und Chromatik in der Altstimme bringen neue musikalische Elemente in dieses Werk, das nach den erstaunlich langen 150 Takten des „Dona nobis pacem“ in einem eindrucksvollen Piano endet.